Oktoberfest des Gewerbevereins Trebur lockt an zwei Tagen rund 1700 Besucher an

Von Ralph Keim

TREBUR. Der Mann weiß, was sein Publikum will: „Geri, der Klostertaler“ (mit bürgerlichem Namen Gerhard Tschann) braucht nur wenige Minuten, und sein Publikum ist aus dem Häuschen. Kaum ein Oktoberfest kommt ohne den österreichischen Tausendsassa aus, denn er ist eine sichere Bank, wenn es darum geht, die partywilligen Besucher auf Touren zu bringen.

Das war beim Oktoberfest des Gewerbevereins Trebur (GVT) nicht anders. Zunächst hatte Bürgermeister Jochen Engel (Freie Wähler) mit zwei gezielten Schlägen im Beisein des GVT-Vorsitzenden Armin Borngesser und des zweiten Vorsitzenden Michael Kreuter das Bierfass angestochen und damit die zweitägige Sause eröffnet. Und dann war Geri an der Reihe. Spätestens als er zu seinem Saxofon griff, von der Bühne stieg und einen der Tische enterte, gab es kein Halten mehr.

An beiden Tagen erlebten zusammen 1700 Besucher bajuwarische Partypower, wenngleich die Musik made in Austria war. Denn nicht nur „Geri, der Klostertaler“, sondern auch die beiden weiteren Musikgruppen, nämlich „Die Trenkwalder“ und „Die Draufgänger“, kamen aus der Alpenrepublik.

Und das überwiegend junge Publikum? Die Herren waren zünftig in Lederhosen und karierten Hemden gekleidet, die Damen in bunten Dirndln. Auch Bürgermeister Engel, dienstlich meist im Anzug zu sehen, hatte eine halblange Lederhose an.

Unbeschwerte Geselligkeit also an den Tischen. Schwerstarbeit mussten die Bedienungen leisten. Schließlich wiegt eine Maß einschließlich Glas mehr als ein Kilo. 100 mal vier oder fünf Maß auf einem Tablett – da wusste man nach Feierabend, was man geleistet hatte. Unter den Kellnerinnen war auch Michèle Kreuter, Tochter des Zweiten GVT-Vorsitzenden. Sie hatte dafür gesorgt, dass mit Johannes Gruber ein waschechter Österreicher an beiden Oktoberfestabenden mit bediente.

„Johannes war wirklich überrascht, dass man in Deutschland außerhalb von München solch ein Oktoberfest feiert“, erzählte Michèle Kreuter während einer Verschnaufpause. Dass die Musiker aus seiner Heimat kamen, trug zusätzlich dazu bei, dass der Österreicher das Oktoberfest in der Fremde in guter Erinnerung behalten dürfte.

Doch Johannes Gruber war bei Weitem nicht derjenige, der die weiteste Anreise hatte. An einem Tisch mit bestens gelaunten Geinsheimern saß Lucas Daniel de Favia – aus Brasilien. Das Oktoberfestbier und die „Schmankerln“ mundeten dem Brasilianer bestens. Und das mit dem 1:7 damals bei der WM in seinem eigenen Land hat er längst vergessen, wie er lachend erzählte.

Auch Michael Kreuter konnte schon am ersten Oktoberfestabend ein positives Fazit der Sause ziehen. „Die Resonanz auf das erste Oktoberfest nach den beiden Corona-bedingten Pausen hat gezeigt, wie sehr die Menschen sich danach gesehnt haben.“ In diesem Moment waren auch die Probleme vergessen, die es durchaus gegeben habe, angefangen mit den immens gestiegenen Kosten bis hin zur Schwierigkeit, ausreichend Servicekräfte zu finden. Am Freitagabend waren 15 Kellnerinnen und Kellner im Einsatz, am Samstag weit mehr.

Auch entkräftete Kreuter mögliche Meinungen, der GVT verdiene sich mit solch einem Oktoberfest eine goldene Nase. „Für uns geht diese Veranstaltung null auf null auf, auch weil uns die Kommune das Gelände kostenlos zur Verfügung stellt“, unterstrich Kreuter. Dennoch sei es wichtig gewesen, gerade angesichts der aktuellen Krisensituation, die Eintrittspreise moderat zu halten.