TREBUR. Ab dem dritten Mal könne man von Tradition sprechen. Diesen Satz hörte man auf dem zweiten Neujahrsempfang des Treburer Gewerbevereins (GVT) häufiger. Im gut besetzten Eigenheim begrüßte der GVT-Vorstand Vereinsmitglieder, interessierte Bürger und Gastredner.
Für die Paradeveranstaltung des GVT, „Spass uff de Gass“ gibt es Hoffnung auf eine Wiederbelebung – allerdings erst in den kommenden Jahren.
Vorsitzender Armin Borngesser freute sich über ein merklich größeres Interesse als im vergangenen Jahr. Der Gewerbeverein stehe vor Herausforderungen, ein Generationswechsel stehe an. „Wir müssen unsere Mitglieder für Aufgaben begeistern“, ist sich der Vorstand bewusst. Man müsse sich für die Zukunft aufstellen.
Der Zweite Vorsitzende Michael Kreuter wartete bezüglich der geplanten Veranstaltungen mit guten und schlechten Nachrichten auf.

Die schlechte Nachricht: Auch 2024 wird „Spass uff de Gass“ nicht stattfinden. Die Gründe dafür seien vielfältig, wie Kreuter betont. Zum einen seien die Anforderungen extrem gestiegen, beispielhaft hierfür führte er die Gema-Gebühren an, zum anderen nannte er einen allgemeinen Ressourcenmangel als Grund für die erneute Absage.
„Wir schaffen es nicht mit den heutigen Ressourcen, ein so großes Event zu organisieren“, bedauerte er. Hinzu komme schlicht ein Mangel an Marktteilnehmern. Die gute Nachricht: „,Spass uff de Gass‘ ist ein Format, das ist mit Sicherheit nicht tot“, betonte Kreuter. „Aber wir müssen es neu auf die Beine stellen.“ Auch Bürgermeister Jochen Engel (FW) stellte später am Abend klar: „Wir werden ,Spass uff de Gass’ wiederbeleben, das ist schließlich das Flaggschiff des Gewerbevereins!“
Veranstaltung geplant zum Fachkräftemangel Weitergeführt werden auch in diesem Jahr hingegen die verkaufsoffenen Sonntage. Ebenso soll sich das im vergangenen Jahr ausgerichtete Mitgliederfest weiter etablieren, da der Gewerbeverein hierdurch nochmals näher zusammengerückt sei, wie Kreuter unterstreicht. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen möchte sich der GVT zudem mit den Themen Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit beschäftigen.
Nicht nur bei den Rednern dieses Abends, Bürgermeister Jochen Engel und der Fraktionsvorsitzenden der hessischen Landtags-CDU, Ines Claus, ist der Unmut über die Kreisfinanzen groß. Nicht selten ging ein Raunen durch den Raum, als es um dieses Thema ging. Positive Worte über Landrat Thomas Will (SPD) konnte man auch mit viel Fantasie aus dem gut gefüllten Eigenheim nicht vernehmen.
„Es gab schon Tage, an denen man lieber Bürgermeister war als aktuell“, meinte Jochen Engel mit dem nötigen Galgenhumor. Ein Wille zu Einsparungen sei im Landratsamt nicht wahrzunehmen, ausbaden müssten dies die Kreiskommunen. Das Haushaltsdefizit wachse dank der Erhöhung von Kreis- und Schulumlage
durch den Landrat auf knapp 4,08 Millionen Euro an.
Doch was steckt hinter diesen Umlagen? „Abstrakt gesagt: mehr als die Hälfte unserer Steuereinnahmen fließen schon jetzt nach Groß-Gerau“, sagte Engel. Bei einer Erhöhung der Umlagen werde es prozentual umso mehr. Um dieses Defizit auszugleichen, müsste der Hebesatz der Grundsteuer B etwa auf 1660 Prozent ansteigen, Trebur wäre Spitzenreiter in ganz Deutschland.
Selbst, wenn die Gemeinde sämtliche freiwillige Leistungen ersatzlos streichen würde – darunter etwa die Vereinsförderung – und zusätzlich auch das Freibad, die Bücherei und sämtliche Sportstätten geschlossen werden würden, sei ein Einsparpotenzial von höchstens 2,89 Millionen Euro vorhanden. An Steuererhöhungen für die Einwohner führe daher wohl kein Weg vorbei.
Gleichzeitig hat Engel noch Hoffnung, den Landrat zum Umdenken zu bewegen, schließlich gehe es nahezu allen Kreiskommunen wie Trebur.
Weiterhin informierte Engel über aktuelle Projekte und Entwicklungen in Trebur, erfreulich sei, dass man für einige Projekte örtliche Firmen als Umsetzer gewinnen konnte.
Die Wahl-Treburerin Ines Claus äußerte sich zu Vorhaben der neuen hessischen Landesregierung. „Wir wollen der Verunsicherung mit guter Politik begegnen.“ Im Gepäck hatte sie mehrere Versprechen, insbesondere zur Entbürokratisierung und zur Aufwertung des Handwerks.
Berufliche und akademische Bildung sollen nach dem Willen der Koalition künftig gleichgestellt werden. Die Meisterausbildung soll analog zum Master-Studium kostenlos werden.
Auch zum geplanten Teo-Markt in Astheim hatte Claus gute Nachrichten mitgebracht: Aktuell werde an einer Gesetzesänderung gearbeitet, die eine Sonntagsöffnung der vollautomatischen Märkte ermöglichen soll.

Text:  Tobias Lorenz/Rüsselsheimer Echo

Bilder: Dennis Möbus, Andreas Lerch