400 Meter lang, 120 Meter tief und 14,5 Meter hoch; das sind die Daten einer riesigen Industriehalle, die der Investor Christian Bischoff am Ortsausgang Richtung Nauheim im „Rußloch“ bauen will. Das Vorhaben wurde am Mittwochabend in einer Sondersitzung der Parlamentsausschüsse mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Keine Fraktion wollte dem Projekt noch am Abend ihre Zustimmung signalisieren, zumal die Präsentation des Investors ziemlich dürftig war. Er habe auf die Schnelle keinen Architekten gefunden, der ihm eine Ansicht der Halle hätte zeichnen können.

Klar ist, dass die Halle nicht nur ein riesiger Klotz sein wird, sondern auch das letzte Gewerbegebiet der Großgemeinde ausfüllen würde. Der Investor selbst gibt zu: „Die Halle ist optisch kein Hochgenuss“. Er müsse wegen der Hochwassergefahr so hoch bauen, damit die Hallen bei Starkregen nicht überflutet werden. Bäume sollen die Front kaschieren.

400 neue Arbeitsplätze

Immerhin verspricht Christian Bischoff, in den Hallen keine Logistikunternehmen, sondern produzierendes Gewerbe anzusiedeln. Er stellt sich sechs Firmen vor, die in der Halle ihre Produktionsstätte haben könnten, was rund 400 neue Arbeitsplätze bedeuten würde. Im Gegensatz zu Logistikunternehmen werde sich der Lastwagenverkehr in Grenzen halten.

Fotovoltaik und Tiefengeothermie sollen die Firmen mit Energie versorgen, das Niederschlagswasser soll auf dem Grundstück, das zu 20 Prozent aus Grünfläche bestehe, versickern, versprach der Investor.

55 Millionen Euro will Bischoff investieren und hielt als besonderes Schmankerl das Versprechen bereit, für die Erschließung der Baustelle bereits 400 Meter der ohnehin geplanten Umgehungsstraße samt eines Kreisels zu bauen. Den Rest der etwa 2,5 Kilometer langen Straße müssten dann andere finanzieren. Solange das nicht geschieht, würde die Straße lediglich das Gewerbegebiet an das öffentliche Straßennetz anbinden.

Geht es nach dem Investor, soll die Gemeinde umgehend damit beginnen, Baurecht zu schaffen. Dann könne im Herbst 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden. „Dann ist dort die nächsten 50 Jahre richtig was los“, so Bischoff. Denn derzeit seien Produktionshallen dieser Größe der aktuelle Standard für Firmenansiedlungen und gerade in der Rhein-Main-Region sehr gesucht. Selbstverständlich werde er örtlichen Firmen bei Interesse ein Vorrecht einräumen. Aktuell sucht laut Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU) ein örtliches Unternehmen 10 000 Quadratmeter Erweiterungsfläche. Es werde wohl aus Trebur abwandern.

Christian Bischoff ist in Trebur kein Unbekannter. Er hatte auch Pläne für das Mitsubishi-Gelände, das er jedoch inzwischen weiterveräußert hat. Einige Ausschussmitglieder mutmaßten, er könne das mit dem Gewerbegebiet „Rußloch“ ähnlich machen. Doch das Mitsubishi-Areal war Privatgelände, das „Rußloch“ gehört zu 80 Prozent der Gemeinde, die Auflagen machen kann.

Bürgermeister Carsten Sittmann ist dem Projekt offenbar nicht ganz abgeneigt, wenngleich er auf Nachfrage noch keine endgültige Zustimmung signalisieren wollte. Immerhin bekäme die Gemeinde durch den Verkauf des Areals einen stattlichen Batzen Geld in die Kasse. „Ist das passend für Trebur?“, fragte Martin Kämper (FW). Immerhin sei die Kommune an die Deutsche Fachwerkstraße angebunden. So ein Hallenmonstrum passe nicht zum beschaulichen Fachwerkambiente nur wenige Meter weiter.

Man brauche weitere Informationen, so der einhellige Tenor der Fraktionen. Nur die Grüne Liste machte klar: „Mit uns gibt es diese Halle so nicht“. Stattdessen solle das Gewerbegebiet für örtliche Firmen vorgehalten werden, die irgendwann mal erweitern wollen, aber so eine riesige Halle nicht brauchten, so Sonja Mars.

Quelle: Mainspitze, Author: Hans Dieter Erlenbach