Metzger haben es momentan schwer: Deutschlandweit und auch im Kreis schließen viele Fleischereien. Halten können sich hingegen Betriebe, die gut beraten und selbst schlachten – wie in Trebur.

Saftiges Gras, so weit das Auge reicht, glückliche Kühe direkt auf der Wiese vor der Haustür, die Manufaktur gleich neben dem Hofladen: Hier, bei der Landmetzgerei Hedderich in Trebur, sehen die Kunden die Herkunft des Fleisches auf den ersten Blick. Glaubt man Chef Roland Hedderich, kommen die Abnehmer aus der ganzen Region. Manchmal verschickt er Würste bis in die Schweiz oder nach Schweden. „Unsere Produkte haben einen sehr guten Ruf“, erklärt Hedderich.

Nicht allen Metzgereien im Kreis geht es so gut. Viele schließen. Das sei nicht nur ein Trend in Deutschland, sondern auch im Rhein-Main-Gebiet, bestätigt Gero Jentzsch vom Deutschen Fleischer-Verband (DFV): „Die Gesamtzahl der Betriebe nimmt ab, denn es fehlt an Nachwuchs.“ Gerade die kleinen Betriebe hätten Probleme. Ein weiterer Faktor seien die Supermärkte, deren Bedientheken sich oft ein Metzgerei-Image gäben. „Die Außenkommunikation, die für kleine Betriebe schon immer selbstverständlich war, nutzen nun auch die großen Ketten“, so Jentzsch.

Zauberwort „nachhaltig“

Damit spricht er ein gesellschaftliches Phänomen an. Die Kunden von heute erwarten Transparenz, vor allem aber Regionalität und Nachhaltigkeit. „Sie schätzen die Nähe und die Rückverfolgbarkeit, deshalb kommt der Fleischer an sich auch nicht aus der Mode“, weiß Jentzsch. In der Folge gingen die Umsätze nach oben, die Betriebe, die sich halten, würden wachsen.

Den Wunsch nach Transparenz kann Roland Hedderich aus eigener Erfahrung bestätigen: „Die Leute wollen wissen, wo das Fleisch herkommt.“ Seit 23 Jahren führt der 51-Jährige die Landmetzgerei, die Rinder stehen ausschließlich auf der Weide. Montags wird geschlachtet, das Fleisch wird danach direkt verarbeitet – das schmecke man auch. „Wir machen zu 99 Prozent alles selbst, auch Wildprodukte aus eigener Jagd.“

Die Nachwuchsprobleme, die kleinere Betriebe treffen, kennt er auch – es gibt generell wenige Azubis. Noch schwieriger, so Hedderich, hätten es aber Fleischer, die nicht mehr selbst schlachten. Die von Jentzsch beschriebene Sehnsucht nach dem gläsernen Betrieb ist offenbar ein großer Erfolgsfaktor. Hedderich weiß, dass es Metzgern in der Region, die noch selbst schlachten, gut geht.

Gute Beratung

Das i-Tüpfelchen ist dann – und hier sind sich Jentzsch und Hedderich wieder einig – die gute Beratung vor Ort. „Wir nehmen Anregungen an. Geschultes und freundliches Personal kann Fragen beantworten“, erklärt Hedderich. Und Jentzsch meint: „Nähe zu den Haltungsbedingungen und eine persönliche Sichtweise geben nur der Fleischer und seine Angestellten.“

Zwei Fahrradfahrer verspeisen ihr letztes Stück Wurst auf die Hand und radeln anschließend zufrieden vom Hof, vorbei an den Kühen. Einen kürzeren Produktionsweg gibt es nicht – dass die Kunden das sehen können, scheint sich zu lohnen.

Quelle: FNP | Zum Artikel